Noch vor wenigen Monaten sah die Lage an den Erdölmärkten ganz anders aus. Damals verging kaum ein Tag, an dem internationale Beobachter und Experten nicht vor wachsenden Risiken auf der Angebotsseite warnten. Dies lag einerseits an den sich verschärfenden Tönen zwischen Washington und Teheran.

OPEC behält Produktionskürzungen aufrecht

Andererseits hatte die OPEC ihre Produktionskürzungen im Angesicht der US-Sanktionslage gegen Venezuela und den Iran aufrechterhalten, obwohl seitens Saudi-Arabiens zuvor wiederholt versichert wurde, den potenziellen Angebotsausfall aus dem Iran durch eine Erhöhung der eigenen Erdölförderung aufzufangen.

In den ersten vier Monaten des Jahres legten die Rohölmärkte eine Rallye von 45 Prozent aufs Parkett. Seit April hat sich der Wind an den Ölmärkten jedoch gedreht. Seitdem belaufen sich die Verluste im Hinblick auf WTI und Brent auf mehr als 15 Prozent.

Rückgang im Ölpreis macht Förderung aktuell wieder unprofitabler – Lage in der Golfregion könnte wieder zu steigenden Ölpreise führen

WTI kratzt wieder an der Marke von 50 US-Dollar. Aus Sicht einer ganzen Reihe von Produzenten wird es dadurch schon wieder weitaus schwieriger, Erdöl profitabel aus dem Boden zu fördern. Nach und nach kommt es unter Ölanalysten deshalb auch zu sich verschärfenden Revisionen von deren Nachfrageprognosen.

Sollte sich die Lage in der Golfregion weiter verschärfen, könnte sich am aktuellen Gesamtbild schnell wieder etwas ändern. Denn im Zuge der jüngsten Tankerattacken im Golf von Oman kletterten die Rohöl-Futures an nur einem Handelstag in der Spitze um bis zu 4,5 Prozent nach oben.

Schuldfrage für Tankerangriffe weiter unklar – Gegenseitige Schuldzuweisungen zwischen Washington und Teheran

Unterdessen geht das Pingpong-Spielchen um die Schuldfrage zwischen Washington und Teheran munter weiter. Während die US-Regierung Irans Revolutionsgarden für die Attacken verantwortlich macht, wirft die Teheraner Führung der Trump-Regierung die Inszenierung von “False Flags” vor, um einen Grund für einen Angriff gegen den Iran zu konstruieren.

IEA senkt Prognose für die Rohölnachfrage des laufenden Jahres und sieht eine wieder steigende Nachfrage für 2020

Um auf die Internationale Energieagentur zurückzukommen, so drosselte die IEA ihre Prognose für das Wachstum der Rohölnachfrage für das laufende Jahr auf 1,2 Millionen Fass pro Tag. Gegenüber der vorherigen Prognose entspricht dies einem Rückgang von 100.000 Fass pro Tag.

Interessant ist, dass bei der IEA trotz der sich wirtschaftlich zusehends verschärfenden Lage in der Weltwirtschaft und im Welthandel mit einem Rebound der Ölnachfrage im Jahr 2020 auf 1,4 Millionen Fass pro Tag gerechnet wird.

Letztendlich dürfte die Lage an den Ölmärkten vor allem davon abhängen, wie es nun im globalen Handelskrieg und in der Region des Mittleren Ostens weitergehen wird. Es gibt momentan einfach viel zu viele Komponenten, deren Entwicklung sich in keiner Weise vorhersehen lässt. Aus diesem Grunde sollten jedwede Prognosen, die Ölmärkte betreffen, mit einiger Vorsicht genossen werden.

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